Rudi Pietsch

Begrüßung namens des Instituts für Volksmusik und Ethnomusikologie

(7. 10. 2016 Haydnsaal)

 

Sehr geehrte Rektorin, sehr geehrte Vizerektorinnen und Vizerektoren,

lieber Institutsgründer em. Walter Deutsch und liebe Uschi – geschätzte Damen und Herren hier im Haydnsaal !

Wir dürfen im Anschluß an meine kurze Begrüßung ein doch beträchtliches Programm erwarten, so erlauben Sie mir bitte nur eine gruppenweise Begrüßung:

 

Herzlich willkommen heiße ich namens des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie alle Kolleginnen und Kollegen aus unserem Haus, die Sie durch Ihr Kommen unserer Arbeit am Institut Interesse und Wertschätzung  entgegenbringen und der heutigen Jubilarin die Ehre geben.

 

Besonders darf ich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von fachverwandten Institutionen und Einrichtungen begrüßen, die Sie doch auch neugierig sind, wie denn dieses Baby – unser jüngstes Kind, die CD Vol. 8 unserer Reihe Tondokumente zur Volksmusik in Österreich aussieht. Ich erlaube mir aus nun bald bekannten Gründen Gerda Lechleitner vom Phonogrammarchiv der ÖAW zu nennen und Ihr nicht nur für ihr Kommen meinen Dank auszusprechen.

 

Fast selbstverständlich sind viele Freunde dem Ruf unserer Einladung gefolgt, die unmittelbare Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter auf vielen Zweigen im Lebensweg unserer Institutsleiterin Ursula Hemetek sind.

 

Mein dankbarer und respektvoller Willkommensgruß gilt besonders allen Mitwirkenden des heutigen Abends, besonders den Musikerinnen und Musikern die den Festakt und das Geschehen danach gestalten werden.

 

Heißen Sie mit mir aber ganz besonders Herman Hemetek mit Uschis Familie willkommen. Nichts ist selbstverständlich, vor allem nicht das ehrliche Verständnis für eine derart aktive und Ressourcen raubende Tätigkeit, wie sie Uschi Hemetek ihrer eigenen Familie gegenüber an den Tag (und Abend) legt. Habt Dank für das oftmalige Zurückreihen der eigenen Wünsche und Bedürfnisse gegenüber der Ehefrau, Mutter und Großmutter Uschi.

 

Gestatten Sie mir doch auch in der heutigen Jubelstunde unserer verstorbenen Gerlinde Haid dankbar zu gedenken, denn besonders sie war es, die diverse CD- und Buchpräsentation immer mit derlei Festen in den Kontext der Lebenden zu setzen vermochte und für viele von uns Hilfe und Vorbild war bzw. ist.

 

Erlauben Sie mir nochmals, Sie alle hier im Haydnsaal zu dieser zweifachen Geburtstagsfeier herzlich begrüßen zu dürfen – ohne dabei aber zu vergessen, unserer Universitätsleitung für die entsprechenden Mittel für unsere Arbeit inniglich und aufrichtig zu danken, für jene finanziellen und strukturellen Mittel, die wir in der Vergangenheit und gerne auch in Zukunft immer gerne in Leistung umsetzen wollen.

 

Als in naher Zukunft vom Institut scheidender Mitarbeiter und als Institutsleiterin-Stellvertreter möchte ich hier die Gelegenheit ergreifen, mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im eigenen Institut für die jahrelange Zusammenarbeit und erfahrene Unterstützung bedanken, besonders aber auch für die Ausrichtung des heutigen Festes, allen voran der Mitte unseres Institutslebens, unserer Martina Krammer.

 

Ich wünsche Ihnen nun einen angeregten und auch vergnüglichen Festabend und bitte Hande Sağlam (unsere Archivarin) und Marko Kölbl, den jüngsten Mitarbeiter an unserem Institut, aus gegeben Anlaß auf die Bühne.

 

Conny Kogoj, Initiative Minderheiten

 

 

Liebe Uschi,

 

Am 22. Oktober 1996 haben wir beide uns kennengelernt. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich da mit Dir im Rahmen meiner Dissertation über „Minderheitenmedien im europäischen Vergleich“ ein Interview geführt habe. Das war also vor ziemlich genau 20 Jahren.

 

Ich kann mich erinnern, ich bin zu Dir ins Institut gekommen – damals noch in der Johannesgasse -  ich war sehr beeindruckt von Deinem Wissen, von Deinen Kenntnissen über die österreichischen Minderheiten. Und beeindruckt war ich auch, dass Du damals schon eine Organisation geleitet hast, - die Initiative Minderheiten - die sich für alle Minderheiten – sowohl für die Volksgruppen als auch für die Migrant_innen, Menschen mit Behinderung, Lesben und Schwule eingesetzt hat.

 

Als langjährige Obfrau der Initiative Minderheiten hast Du nicht nur die Publikationen „6xÖsterreich“ oder „O du mein behinderndes Österreich“ herausgegeben, die heute zu Standard-Werken zählen, sondern auch die erfolgreichen Musikprojekte „Klanggesetz“ oder „Die Andere Hymne“ durchgeführt – das war ein Wettbewerb für Minderheitenmusiker_innen, eine alternative Hymne zur „Bundeshymne“ zu komponieren. Dein vernetztes Denken, Dein Engagement und Deine Kenntnisse über die Minderheitenszene haben mir immer wieder imponiert.

 

Nun bin ich selbst seit fast 20 Jahren Teil der Initiative Minderheiten und denke mir oft, was ich heute bin und kann, habe ich sehr stark Dir zu verdanken.

 

Deshalb möchte ich Dir Danke sagen und Dir alles, alles Gute – auch im Namen der Initiative Minderheiten - zum Geburtstag wünschen!

Vse najbolše za rojstni dan!!!

 

 

 

7. Oktober 2016

 

 

Und sie singen tatsächlich noch immer …

Aufnahmen burgenlandkroatischer Musik von Ursula Hemetek

 

And indeed, they still sing …

Recordings of Burgenland-Croatian Music by Ursula Hemetek

 

Den Anfang von Ursula Hemeteks umfangreicher Forschung zu Musik von Minderheiten bilden ihre Forschungen zur Musik der Burgenlandkroat_innen. Begonnen hat alles Ende der 1970er Jahre im Südburgenland mit den Feldforschungen zu ihrer Dissertation „Hochzeitslieder aus Stinatz. Zum Liedgut einer kroatischen Gemeinde des Burgenlandes“ (Hemetek 1987) – der Startpunkt ihrer forschenden Auseinandersetzung mit Minderheiten und ihrer Musik. Einige Jahrzehnte später habe ich als Student am IVE das Themenfeld „burgenlandkroatische Musik“ als wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt des Instituts erlebt – Ursula Hemetek war innerhalb der Volksgruppe, im akademischen Umfeld in Österreich, sowie in der internationalen Ethnomusikologie als Koryphäe in der Forschung zu burgenlandkroatischer Musik bekannt und anerkannt. Die Grundlage für diese Expertise und das dokumentierte Wissen sind jahrzehntelang andauernde Feldforschungen. Feldforschung ist in Ursula Hemeteks Arbeit zentral, in ihrem Verständnis von ethnomusikolgischer Forschung das unverzichtbare Fundament. Neben den wertvollen Aufnahmen, die in Feldforschungen entstehen – und die diese CD in den Mittelpunkt stellen möchte –, ermöglicht Feldforschung auch den Kontakt zwischen Menschen. Unterschiede zwischen forschender und informierender Position verschwimmen dabei im besten Fall. In meinen Feldforschungen habe ich viele Gewährspersonen von Ursula Hemetek wieder besucht: dass sie Forscherin ist, war in den Erinnerungen der Gewährsleute oft nebensächlich, vielmehr wurde von ihr als guter Freundin gesprochen – bei den Menschen, die ihr Wissen mit ihr geteilt haben, hat sie bleibenden Eindruck hinterlassen. Einerseits, weil sie sich die nötige Sprachkompetenz angeeignet hatte und rasch von der Beobachterin zur Versteherin avancierte. Andererseits aber auch deshalb weil ethnomusikologische Forschung zu Minderheiten sich für sie nie „nur“ auf musikalischer Ebene abspielte. Von Anfang an hatte Ursula Hemetek die minderheitenpolitische Dimension ihrer Arbeit im Auge – sie verwendete Musik als politisches Instrument in der Kritik an ungleichen Machtrelationen und Diskriminierung. So wurde sie auch innerhalb der burgenlandkroatischen Community zu einer Angehörigen der Gruppe, als „naša“ – als „Unsrige“ anerkannt. („Ti si naša“ – du bist eine unsrige, Hemetek 2001: 22). Ihren forschenden Blick hat sie dabei aber nie verloren.

 

The beginnings of Ursula Hemetek’s extensive research on music and minorities reach back to her research on the music of the Burgenland Croats. It all began at the end of the 1970ies in Southern Burgenland with her fieldwork for her PhD-project “Wedding songs from Stinatz. On the traditional vocal repertoire of a Croatian village in Burgenland” (Hemetek 1987)—this was the starting point of her scholarly engagement with minorities and their music. A few decades later, as a student at the IVE, I have experienced Burgenland-Croatian music as an important thematic priority of the department. Ursula Hemetek was recognized as an expert in research on Burgenland-Croatian music within the minority group, within Austrian academia, as well as within international ethnomusicology. The basis for her expertise and the documented knowledge are decades of fieldwork. Fieldwork is central to Ursula Hemetek’s work; to her it forms the essential foundation of ethnomusicological research. Next to the valuable recordings resulting from fieldwork—presented on this CD—fieldwork enables contact between humans. At best, differences between the researcher’s and informant’s positions blur. In my own fieldwork I revisited a lot of Ursula Hemeteks fieldwork-partners: her being a researcher was secondary to them, rather they viewed her as a friend. She made a lasting impression on the people that shared their knowledge with Ursula Hemetek. On the one hand, this was because she gained language skills and quickly acquired insider knowledge. On the other hand, because she firmly believes that ethnomusicological research never takes place on a musical level “only”. From the very beginning Ursula Hemetek kept the political dimension of her work in mind – she used music as a political instrument for criticizing hegemonies and discrimination. In the course of her engagement with the Burgenland-Croatian community, she became a group member and was recognized as “naša” —one of them. (“Ti si naša” – you are one of us, Hemetek 2001: 22). Still, she never lost her inquiring view.

Die Burgenländischen Kroat_innen sind eine autochthone österreichische Minderheit, deren rund 30000 Angehörige in rund 40 Ortschaften des Burgenlandes, teilweise auch Ungarns und der Slowakei leben. Die burgenlandkroatische Migrationsbewegung hat zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Folge osmanischer Kriege im Balkanraum sowie einer organisierten Umsiedelungspolitik eingesetzt. Die burgenlandkroatische Sprache hat sich, auch in ihren lokalen Dialektformen, im neuen Siedlungsgebiet eigenständig weiterentwickelt – die Sprachkompetenz der Volksgruppenangehörigen sinkt kontinuierlich.

Musik hat im Leben der Burgenlandkroat_innen eine hohe Relevanz. Sie wird sowohl von der Mehrheit als auch von der Minderheit selbst als zentraler Teil einer „burgenlandkroatischen Identität“ gesehen. So wie Sprache verweist als ethnischer Marker vor allem Musik – sowohl im internen Gebrauch als auch in der Repräsentation nach außen – auf das „Kroatische“, verhandelt zwischen Minderheit und Mehrheit und trägt zur Konstruktion von „Kroatisch-sein“ bei. Neben der vergleichsweise spät adaptierten Langhalslaute Tamburica ist es besonders die Vokalmusik die in der musikalischen Praxis wichtig ist – vor allem auch deshalb, weil sie Musik und Sprache kombiniert. Auffallend ist der musikalische Einfluss benachbarter Ethnien, beispielsweise die Übernahme ungarischer Melodien oder Verzierungsformen in der gesanglichen Gestaltung. Die vorherrschende Mehrstimmigkeitsform ist die austerzende Zweistimmigkeit. Burgenlandkroatische Musik steht im Kontext von Ethnizität und Identität, verweist aber immer auf ihre transkulturelle Verwobenheit.

 

 

The Burgenland Croats are an autochthonous minority in Burgenland, south-eastern Austria, numbering about 30000. They live in around 40 villages in Burgenland, as well as in Hungary and Slovakia. Their migration dates back to the 16th century and was triggered by Ottoman wars in the Balkans, as well as by organized resettlement. Burgenland-Croatian language and its local dialects developed independently in the new surroundings. Language competence has been declining continually for the last decades.

Music is of great relevance in the lives of Burgenland Croats. Music is considered a central part of a “Burgenland-Croatian identity” by both majority and minority members. Like language, music is an important ethnic marker. In internal use but also when represented outwardly, music defines being “Croatian”, negotiates between the minority and the majority and contributes to the construction of “Croatian-ness”. Next to the relatively late adaptation of the lute instrument Tamburica, vocal music has a central value in musical life, as it combines music and language. The musical influence of neighbouring ethnic groups is characteristic, as for example the adaptation of Hungarian melodies or means of ornamentation in the way of singing. The prevalent mode of multipart singing is two voice singing in thirds. Burgenland-Croatian music relates to ethnicity and identity, but at the same time always highlights its transcultural interrelatedness.

 

CD Nr. 1:

Udvesti, udvesti        
(Fahren, fahren / Driving, driving)

 

Gesang: Stinatzer Hochzeitsgesellschaft, Blasmusik: Ollersdorfer Musikanten
„Tanz vor dem Haus“ bei einer Hochzeit in Stinatz, 12. 7. 1980
Aufnahme: Ursula Hemetek; IVE: STZ.20.b (Ausschnitt)

Vocals: Stinatz wedding guests, Brass: Musicians of Ollersdorfer
„Dance in front of the house“ at a wedding in Stinatz, 12. 7. 1980
Recording: Ursula Hemetek; IVE: STZ.20.b (excerpt)

 

[ --- Transkription aus Hemetek 1987 --- ]

Udvesti, udvesti
Transkription/Transcription: Ursula Hemetek

 

Fifa, Braut und Bräitigam suin leben und die gaunze Gsöschoft danejm

[Tusch]

Nomoj nochi

[Tusch]

Udvesti, udvesti po šopronskoj ceasti

Šopronske divojke na bloke vun glele

Na bloke vun glele tiho pominale

Tiho pominale, ča je vo za ljude

Nimški ar ugerski, hrvatski najlipši

Ne dajte me majko, nimcu niti ugru

Neg me dajte majko čistomu hrvatu

Čistomu hrvatu, vjernomu težaku

Fifa, Braut und Bräitigam suin leben und die gaunze Gsöschoft danejm

[Tusch]

Nomoj nochi

[Tusch]

 

Vivat, Braut und Bräutigam sollen leben und die ganze Gesellschaft daneben, Vivat!

[Tusch]

Nochmal nach

[Tusch]

Fahren, fahren auf der Soproner Straße

Die Soproner Mädchen schauten aus den Fenstern heraus

Sie schauten aus den Fenstern heraus und unterhielten sich leise

Sie unterhielten sich leise, was das für Leute seien

Deutsche oder ungarische, die kroatischen sind am schönsten

Gebt mich nicht Mutter einem Deutschen, auch keinem Ungarn,

sondern gebt mich Mutter einem reinen Kroaten,

Einem reinen Kroaten einem treuen Arbeiter

Vivat, Braut und Bräutigam sollen leben und die ganze Gesellschaft daneben, Vivat!

[Tusch]

Nochmal nach

[Tusch]

 

Stačilo: Vivat, bride and groom shall live and alongside the entire party, vivat!

[Flourish]

Stačilo: Once again!

[Flourish]

Wedding guests:

Driving, driving on the Sopron street

The Sopron girls look out of the windows

They look out of the windows and quietly talk to each other

They quietly talk, what are these people

German or Hungarian, Croatian the most beautiful

Don’t give me mother to a German, neither to a Hungarian,

But give me, mother to a pure Croat

A pure Croat, a loyal worker. 

Stačilo: Vivat, bride and groom shall live and alongside the entire party, vivat!

[Flourish]

Stačilo: Once again!

[Flourish]

 

[--- Foto --- ]
Stinatzer Hochzeit, Tanz vor dem Haus / Wedding in Stinatz, dance in front of the house
Stinatz 2010, Foto/Photo: Iris Gruber

 

Mitten im Hochzeitsgetümmel steht Ursula Hemetek bei dieser Aufnahme von Udvesti, udvesti. Das Lied wird während des „Tanzes vor dem Haus“ – früher das Brauthaus, heute ein Gasthaus – gesungen, dem zentralen Teil der Stinatzer Hochzeit. Es tanzen die Hochzeitsgäste, die alternierend mit dem Blasmusikensemble auch singen, während die Dorfgemeinschaft das Publikum bildet. Hochzeitsgäste schenken Wein aus und bieten Essen an. Angeführt wird das Geschehen von Posnašnica (Kränzlerin) und Stačilo (Brautführer), der zwischen den einzelnen Liedern Proklamationssprüche ruft und mit Wasser gefüllte Weinflaschen auf dem Straßenboden zerklirren lässt. Die Lebendigkeit des Treibens überträgt sich in der vorliegenden Aufnahme auf die Zuhörenden, die Feldsituation wird spürbar.

Udvesti, udvesti, das Stinatzer Paradehochzeitslied (Hemetek 1987: 81), nimmt melodisch ungarische Anleihen. Inhaltlich verweist es stark auf die regionale Komponente: das Fahren in das frühere Handelszentrum Sopron, aber auch die Gegenüberstellung der Ethnien der möglichen Heiratspartner, in der der „treue und fleißige Kroate“ am besten abschneidet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat der Topos des „Fahrens“ in einer Gemeinde in der der Großteil der Bevölkerung auswärts arbeitet eine zusätzliche Bedeutung bekommen – vielleicht mit ein Grund für die anhaltende Beliebtheit des Liedes in Stinatz.

 

In this recording of Udvesti, udvesti Ursula Hemetek finds herself in the middle of the fuss of a Croatian wedding. The song is sung during the “dance in front of the house” —the house of the bride in former times, nowadays the local inn—, the central part of the wedding in Stinatz. The wedding guests dance and sing alternating with the brass-combo while the other villagers constitute the audience. Wedding guests serve wine and food. The happening is led by Posnašnica (wreath-girl) and Stačilo (bride-leader), who is shouting proclamation-calls and throwing wine bottles filled with water on the floor. In the recording, the vivacity of the hustle carries over to the listener; one can sense the field-situation.

Melodically Udvesti, udvesti, the prime example of a wedding song (german: Paradehochzeitslied, Hemetek 1987: 81), is borrowed from Hungarian sources. Content-wise the regional component of the song is noticeable: it describes driving to the former trading centre Sopron, but also compares the ethnic diversity of marriage partners, out of which the “loyal and diligent Croat” comes off best. In the second half of the 20th century, the issue of “driving” might have gained another meaning in the village, whose inhabitants mostly commute to workplaces outside the region—possibly one of the reasons for the lasting popularity of the song in Stinatz. 

CD Nr. 2:

Lipe jesu Karlovkinje
(Schön sind die Karlovacerinnen / Beautiful are the Karlovac girls)

 

Gesang und Harmonika: Majk Stoisits
Exploratives Interview im Haus von Majk Stoisits, Stinatz, 26.07.1980
Aufnahme: Ursula Hemetek; IVE: STZ.22.b (Ausschnitt)

Vocals and Harmonica: Majk Stoisits
Explorative interview the House of Majk Stoisits, Stinatz, 26.07.1980
Recording: Ursula Hemetek; IVE: STZ.22.b (excerpt)

 

[ --- Notentranskription aus Hemetek 2001: 166 --- ]
Lipe jesu karlovkinje
Transkription/Transcription: Ursula Hemetek (2001: 166)
Die zweite Zeile verdeutlicht die für den Singstil typischen Verzierungen
The second row shows the characteristic ornamentation of the singing style

 

[ --- Bild von Majk Stoisits --- ]

Majk Stoisits (Hemetek 2001: 167)
Foto/Photo: Petar Tyran, 1994

(Aj) lipe jesu karlovkinje (a) lipe i verlije
(Aj) dušce piju popor znoablju da su rumene

(A) pojili su cilu kravu vse do koščice
Izpile su ardov vina vse do kåpjice

(A) pitam te jo a lipa roža (i) otkuda si ti
Jo su si iz guornjega kraja birovljega kći

(A) Pitam te jå a lipi klinčåć (i) otkuda si ti
Jo sum si iz duolnjega kraja, jednoga teršca sin

 

Schön sind die Karlovacerinnen, schön und brav
Sie trinken Tabak und schnupfen Pfeffer, damit sie rosig sind

Sie haben eine ganze Kuh gegessen, bis zum letzten Knochen
Sie haben ein Fass Wein getrunken, bis zum letzten Tropfen

Ich frage dich, schöne Liebste, woher bist du?
Ich bin aus dem oberen Teil (des Dorfes), Tochter des Bürgermeisters

Ich frage dich schöner Liebster, woher bist du?
Ich bin aus dem unteren Teil (des Dorfes), Sohn eines Händlers

 

Beautiful are the Karlovac girls, beautiful and good
They drink tobacco and sniff pepper, to be rosy

They ate an entire cow to the last bone
They drunk a barrel of wine to the last drop

I ask you beautiful girl, where are you from
I am from the upper part (of the village), daughter of the mayor

I ask you, beautiful boy, where are you from
I am from the lower part (of the village), the son of a tradesman

 

Diese eindrucksvolle Aufnahme von Lipe jesu karlovkinje machte Ursula Hemetek in explorativem Setting bei Majk Stoisits († 1996) – „musikalischer Experte“ des Dorfes und wichtiger Feldforschungspartner. In dieser solistischen Ausführung (ein Freund von Majk Stoisits singt mitunter ganz leise mit) ist insbesondere die stilistische Gestaltung des Gesangs bemerkenswert. Töne werden angeschliffen, auf Silben wird glissandiert, noch vor der Textsilbe wird der Ton vorweggenommen. All diese gesanglichen Besonderheiten spiegeln sich auch in der Ausschmückung des Textes mit zusätzlichen Silben (im der Liedtexttranskription mit Klammern versehen). Diese Art zu singen wurde in Stinatz nujno jačit (traurig singen) genannt und nur bei bestimmten Liedern angewendet. Heute ist dieser Singstil nicht mehr bekannt, die Aufnahme stellt also ein wichtiges historisches Zeugnis dar.

Das Lied gilt in Stinatz gemeinhin als altes Lied aus Kroatien (es findet sich in der Sammlung Vinko Žganec 1950), auch auf der Feldaufnahme weist Majk Stoisits nach dem Singen des Liedes darauf hin – außerdem begründet sich auf diesem Text das auch heute noch verbreitete Narrativ, die Stinatzer Bevölkerung stamme ursprünglich aus der Region Karlovac. Möglich ist auch, dass das Lied später über Geistliche oder Lehrpersonal nach Stinatz gelangt ist. Auffallend (und typisch für die älteren Lieder in Stinatz) ist der „Rufmelodiecharakter“ (Hemetek 2001: 167) und der enge Ambitus einer Quint. Der Text über die Karlovacerinnen (dass sie Tabak trinken, dürfte ein Bonmot dieser Aufnahme sein – sie trinken im üblichen Text Wein) mischt sich in dieser Version von Majk Stoisits mit einem Dialog zwischen Bursch und Mädchen. Diese werden in burgenlandkroatischen Liedern metaphorisch meist roža (Rose – für das Mädchen) und klinčac (Nelke – für den Burschen) genannt. Mit Bezug auf Stinatzer Ortsteile (gornji kraj, dolnji kraj – oberer Teil, unterer Teil) wird ein Bogen zwischen der pradomovina (der alten Heimat) und dem heutigen Heimatdorf gespannt. 

Ursula Hemetek made this remarkable recording of Lipe jesu karlovkinje in an explorative setting at the house of Majk Stoisits († 1996) —a „musical expert“ of the village and important fieldwork-partner. The solo performance (Majk’s friend though quietly sings along with him) is characterized by the stylistic aspects of the vocal performance. The singer slides up towards the pitches, uses glissando between the tones and anticipates the pitch before the syllables occur. These vocal particularities also comply with additive syllables that enrich the phonetic structure (in brackets in the transcription of the song lyrics). This way of singing in Stinatz was called nujno jačit (sad singing) and applied only for specific songs. Today this vocal style is no longer known, the recording thus constitutes an important testimony.

In Stinatz the song is generally said to be from Croatia (it is featured in the kajkavian song collection from Vinko Žganec 1950), which is also emphasized by Majk Stoisits in the field recording after he sung the song. Furthermore, the still circulating narrative of the origin of the people of Stinatz to be in the region of Karlovac is based on the lyrics of the song. It is possible however that clerics or teachers brought it to Stinatz later on. Specific melodic features are the character of a calling melody (“Rufmelodiecharakter”, Hemetek 2001: 167) and the narrow ambitus of a fifth. In this version by Majk Stoisits the lyrics refer to Karlovac girls (I view “them drinking tobacco” as a particularity of this recording – normally the lyrics describe the drinking of wine at this point). The third and fourth stanza refer to a dialogue between a girl and a boy. They are metaphorically called roža (Rose – for the girl) and klinčac (carnation – for the boy) in Burgenland-Croatian songs. With reference to parts of the village Stinatz (gornji kraj, dolnji kraj – upper part, lower part) this version creates a bridge between the pradomovina (the old homeland) and today’s native village. 

 

CD Nr. 3:

Oral jesam oral
(Ich habe gepfügt / Ploughed, I ploughed)

 

Gesang: Sänger_innen aus Stinjaki/Stinatz
Explorative Aufnahme einer Probe für eine Veranstaltung in Wien, Stinatz, 04.10. 1987
Aufnahme: Ursula Hemetek; IVE: B22 (Ausschnitt)

Vocals: Singers of Stinjaki/Stinatz
Explorative recording at a rehearsal for an event, Stinatz, 04.10. 1987
Recording: Ursula Hemetek; IVE: B22 (excerpt)

 

[ --- Notentranskription aus Hemetek 1987 ---]

Oral jesam oral
Transkription/Transcription: Ursula Hemetek (1987: 122)
Die weiteren Zeilen zeigen den Variantenreichtum im Vergleich zu anderen Aufnahmen dieses Lieds
The other rows show the wide variety by comparison of other recordings of this song.

 

Oral jesam oral, ali malo s’oral, ali malo s’oral

Nisam majko gledal, kuda kojnki hodu, kuda kojnki hodu

Neg sam majko gledal, kuda rože hodu, kuda rože hodu

Kuda rože hodu, hladnu vodu nosu, hladnu vodu nosu

Jednu jutro rano, su mi tri izašle, su mi tri izašle

Prva mi je bila, tanka i visoka, tanka i visoka

Druga mi je bila, mala i debela, mala i debela

Treća mi je bila, ta mi se j’vidila, ta mi se j’vidila

Poj si, poj si sinko, ter si ju isprosi, ter si ju isprosi

Bil sam majko bil sam, nisu mi je dali, nisu mi je dali

Obećaj joj sinko, naše ravno polje, naše ravno polje

Naše ravno polje, i zelene gore, i zelene gore

To sam joj obečal, još je nisu dali, još je nisu dali

Obećaj joj sinko, vjeru ino ljubav, vjeru ino ljubav

Bil sam majko, bil sam, velje su ju dali, velje su ju dali

Velje su ju dali, mene zeta zvali, mene zeta zvali

 

Gepflügt habe ich, gepflügt, aber wenig gepflügt

Ich habe nicht, Mutter, geschaut, wo die Pferde hingehen,

Sondern ich habe, Mutter, geschaut, wo die Mädchen gehen

Wo die Mädchen gehen, kaltes Wasser tragen

Eines frühen Morgens, sind drei vorbeigegangen

Die erste war dünn und groß

Die zweite war klein und dick

Die dritte, die hat mir gefallen

Geh Sohn geh, bitte um ihre Hand

Ich war, Mutter, ich war, sie haben sie mir nicht gegeben

Versprich ihr, Sohn, unser ebenes Feld

Unser ebenes Feld und die grünen Wälder

Das habe ich ihr versprochen, noch immer haben sie nicht hergegeben

Versprich ihr, Sohn, Treue und Liebe

Ich war, Mutter, ich war, gleich haben sie sie hergegeben

Gleich haben sie sie hergegeben, mich Schwiegersohn genannt

 

Ploughed, I ploughed, but little I ploughed
I didn’t mother watch, where the horses went
But I did mother watch, where the girls went
Where the girls went, carrying cold water
One early morning three passed by
The first one was thin and tall
The second one was small and fat
The third one I liked
Go son, ask for her hand
I’ve been mother, I’ve been, they didn’t gave her to me
Promise her, son, our even field
Our even field and the green woods
I promised her that, still they didn’t gave her
Promise her, son, loyalty and love
I did mother, I did, they gave her right away
 

Diese Aufnahme ist Teil der Dokumentation einer Probe für eine Veranstaltung in Wien (25.10.1987). Die Verbindung von Feldforschung und politischer „Anwendung“ – „applied ethnomusicology“, noch bevor die Bezeichnung etabliert war – verstand Ursula Hemetek hervorragend: Musik in der Öffentlichkeit zu präsentieren, musikalischen Austausch zu ermöglichen und dadurch Vorurteilen entgegenzuwirken. Gewährspersonen, die bei solchen Veranstaltungen teilnahmen, erzählten mir von der Dankbarkeit die sie dafür empfinden, sich selbst mit Stolz als das präsentieren zu können was sie sind, was in dieser Zeit noch nicht so leicht war wie heute.
Das Stinatzer Lied Oral jesam oral ist auf der Aufnahme in einer seltenen Vollständigkeit mit allen Strophen dokumentiert. Sie ist ein exemplarisches Beispiel für austerzende Zweistimmigkeit, in der die Oberstimme als Hauptstimme empfunden wird, während eigentlich die Unterstimme auf der melodischen Hauptstufe endet. Außerdem ist die charakteristische Stimmgebung insbesondere älterer Stinatzer Frauen mit einem fast kehligen Klang gut hörbar.
Das Lied ist heute im gesamten burgenlandkroatischen Raum bekannt und beliebt und wird oft in der Präsentation nach außen eingesetzt. Die Beliebtheit des Liedes führe ich auf den Text, die getragenen Melodie und die melancholische Konnotation zurück – diese Komponenten verleiten, wie auch in der Aufnahme, zu einem fast Mantra-artigen Singen. Die Bekanntheit des Liedes in der burgenlandkroatischen Community liegt auch an den Aufnahmen Ursula Hemeteks und die Präsentation des Lieds außer- und innerhalb der Volksgruppe.

 

This recording is part of a documentation of a rehearsal for a cultural presentation in Vienna. Ursula Hemetek in an outstanding way knew how to link fieldwork with political appliance— “applied ethnomusicology”, before the term was even first used: presenting music in public, facilitating musical communication and thereby countering prevalent prejudices. The fieldwork-partners that took part in those events told me about the gratefulness they felt for being able to present themselves proudly as Burgenland Croats in a time that was way harder than today.

The Stinatz song Oral jesam oral in this recording is documented completely with all stanzas, which is rare. It is an exemplary demonstration of multipart singing in thirds, in which the upper voice is regarded as the main voice, whereby actually the lower voice ends on the tonal basis. Furthermore, the characteristic guttural vocalization of elderly women in Stinatz can be heard well. 

Today the song is known and popular across the entire Burgenland-Croatian area. I trace back the popularity of the song to the lyrics, the solemn melody and the melancholic connotation. These components induce a Mantra-like way of singing, as demonstrated in the recording. The prominence of the song within the Burgenland-Croatian community is also tied to Ursula Hemetek’s recordings and the presentation of the song within the minority as well as to outside audiences.

 

CD Nr. 4:

Kod slobodna ptica
(Wie ein freier Vogel / Like a free bird)

 

Gesang: Sechs Sängerinnen und ein Sänger aus Mjenovo/Kroatisch Minihof
Explorative Aufnahme im Gasthaus Deutsch in Mjenovo/Kroatisch Minihof, 24. 11. 1990
Aufnahme: Ursula Hemetek; IVE: PR.0089.DAT (Ausschnitt), PhA: B41405 (Ausschnitt), IEF: mgtf 2371/8
Zweite Strofe veröffentlicht in “Mosaik der Klänge”, Hemetek 2001, CD 1, Nr. 4

Vocals: Six female singers and one male singer of Mjenovo/Kroatisch Minihof
Explorative recording in the inn Deutsch in Mjenovo/Kroatisch Minihof, 24. 11. 1990
Recording: Ursula Hemetek; IVE: PR.0089.DAT (excerpt), PhA: B41405 (excerpt), IEF: mgtf 2371/8
Second stanza published in “Mosaik der Klänge”, Hemetek 2001, CD 1, Nr. 4

 

[ --- Transkription Bonifačić 2001: 78 --- ]
Kot slobodna ptica
Transkription/Transcription: Ruža Bonifačić (2001: 78)
In dieser Transkription steht der Text der zweiten Strophe unter den Noten
In this transcription the lyrics of the second stanza are put under the notes

Kot slobodna ptica, kot slobodna ptica leti mi dušica
Da ćeš nastat vrieda, da ćeš nastat vrieda ti moja ruoažica
Od blaženstva želnoga mi se i uoči svitu
Do je tako srićan, kot sam ja nesrićan na širuokum svitu

Prosvitila j’zviezda, prosvitila j’sviezda na plavuckom niebu
Zginula je tuga, zginula je tuga na mojem srdašcu
Niećemo se mi dva, nigdar nigdar razlučiti
Skupa ćemo senek, skupa ćemo senek veselo živiti

 

Wie ein freier Vogel, wie ein freier Vogel, fliegt mein Seelchen
Dass du bald werden wirst, dass du bald werden wirst, meine Liebste (Röslein)
Vom ersehnten Glück leuchten mir sogar die Augen
Wer ist so glücklich, wie ich unglücklich bin auf der weiten Welt

Ein Stern hat geleuchtet, ein Stern hat geleuchtet auf dem blauen Himmel
Vergangen ist die Traurigkeit, vergangen ist die Traurigkeit aus meinem Herzchen
Wir zwei werden niemals, niemals scheiden
Zusammen werden wir immer, zusammen werden wir immer glücklich leben

 

Like a free bird, like a free bird flies my little soul
That you will soon become, that you will soon become my girl (rose)
From the desired happiness my eyes shine
Who is as happy, as I am unhappy in the wide world

A star was shining, a star was shining on the blue sky
The sadness passed away, the sadness passed away on my little heart
We two will never, never part
Together we will always, together we will always live happily

 

 

Die Aufnahmesituation des letzten Beispiels verbindet exploratives mit informellem Setting – und zwar im Gasthaus, einem zentralen Ort für informelles Singen bei den Burgenlandkroat_innen. Ursula Hemetek hat an diesem einem Abend an die 100 Lieder aufgenommen, was Ruža Bonifačić mit Staunen kommentiert (Bonifačić 2001: 76). Mit Ruža Bonifačić hat Ursula Hemetek dann auch die Feldforschungen in Mjenovo/Kroatisch Minihof im Rahmen eines Forschungsprojekts in Zusammenarbeit des damaligen Instituts für Volksmusikforschung und des Institut za etnologiju i folkloristiku (Institut für Ethnologie und Folkloristik) in Zagreb fortgeführt. Das Projekt trug den Namen „Lieder der Alten“ und untersuchte das Repertoire der älteren Generation an Sänger_innen in Mjenovo/Kroatisch Minihof. 

Kot slobodna ptica ist eine Textadaption auf das ungarische Lied Már minálunk babám (Bei uns, meine Liebste), das sich bei Kerényis volkstümlichen Liedern 1964 findet (vgl. Bonifačić 2001: 77). Diese direkte Verwendung eines ungarischen Liedes beruht auf der Übernahme ungarischer Lieder in kroatische Laientheaterstücken, die von kroatischen Geistlichen zusammengestellt wurden. Kot slobodna ptica stammt aus dem Theaterstück Sirota plemenitoga serca (Die Arme mit dem adeligen Herzen), das 1946 in Mejnovo/Kroatisch Minihof aufgeführt wurde.
Gut dokumentiert ist die Stimmgebung der Frauen die für den Mittelteil von der Bruststimme in die Kopfstimme changieren. Das An- und Abschleifen von Tönen, sowie Synkopierungen sind auch auf den ungarischen Einfluss zurückzuführen. Die Theaterlieder wurden auch nach den Theateraufführungen weitergesungen und als burgenlandkroatische Lieder mündlich weitertradiert. Sie zählten aber (schon 1990) zum Repertoire der alten Generation, waren außerdem lokal gebunden, und wurden von der Jugend zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht mehr gesungen. Die Aufnahmen dieser Lieder bestehen allerdings, sind wie im Fall dieses Liedes sogar in drei Archiven archiviert und existieren damit weiter.

The field situation of the last recording links explorative and informal singing in the village inn, which is a central space for informal singing for the Burgenland Croats. During one evening, Ursula Hemetek recorded up to 100 songs, as Ruža Bonifačić comments in awe (Bonifačić 2001: 76). Together with Ruža Bonifačić, Ursula Hemetek continued the research in Mjenovo/Kroatisch Minihof in the course of a joint project between the then Department of Folk Music Research (IVE) and the Institut za etnologiju i folkloristiku (Institute of Ethnology and Folkloristics) in Zagreb. The Project was called “songs of the old” and examined the repertoire of the older generations of singers in Mjenovo/Kroatisch Minihof. 

Kot slobodna ptica is an adaption on the song Már minálunk babám (At our place, my dear), that is part of Kerényi’s collection of traditional Hungarian songs from 1964 (see Bonifačić 2001: 77).  The direct quotation of Hungarian songs was common in the compilation of amateur theatre plays created by clerics. Kot slobodna ptica belongs to the play Sirota plemenitoga serca (the poor girl with the noble heart), staged in 1946 in Mejnovo/Kroatisch Minihof.
The vocalization of the women changing from chest to head voice for the stanzas in the middle part is well documented. The sliding up and down a pitch, as well as the syncopation display the Hungarian influence. The theatre songs were kept in the repertoire also after the stage performances and orally transmitted. Back then (in the 1990ies) these songs were more commonly sung by older generations, they were locally bound and not sung by the youth at the time of the recording. However, there are recordings that are archived—in the case of this song even in three archives—and thereby continue to exist. 

Marko Kölbl (English translation: Marko Kölbl; with special thanks to Rosalind Willi)

 

 

Präsentation der CD

Treasures of Fieldwork on Music and Minorities
A Selection of Ursula Hemetek’s Field Recordings

Marko Kölbl und Hande Sağlam

 

Volume 8 der CD-Reihe unseres Instituts „Tondokumente zur Volksmusik in Österreich“ trägt den Titel „Treasures of Fieldwork on Music and Minorities – A Selection of Ursula Hemetek’s Field Recordings“, deutscher Titel „Feldforschungsschätze zur Musik von Minderheiten – Ausgewählte Feldaufnahmen von Ursula Hemetek“, herausgegeben von Rudolf Pietsch, Marko Kölbl und Hande Saglam.
Auf der sind CD sind Tonaufnahmen aus Ursula Hemeteks Feldforschungsarchiv zu hören.

Feldforschung ist die zentrale Methode der Ethnomusikologie und bedeutet das Erleben, Erfassen, Beobachten und Teilnehmen im sogenannten „Feld“ ... vor allem aber auch das Aufnehmen und Dokumentieren. Mit audiovisueller Dokumentation wird das Erlebte festgehalten und dadurch wiederholbar und analysierbar gemacht.

Ursula Hemetek hat in ihrer wissenschaftlichen Karriere über 1200 Ereignisse feldforschend dokumentiert. Dieses Material bildet die Grundlage für Ursula Hemeteks umfangreiche Liste an Publikationen. Musik wird darin nicht nur wissenschaftlich kontextualisiert, sondern hat für Ursula Hemetek auch immer eine politische Dimension.

Für diese CD wollten wir allerdings der Musik an sich Aufmerksamkeit geben. Unsere Idee war, diese wertvollen Aufnahmen, die Ursula Hemetek seit den 1970er Jahren gesammelt hat, zu veröffentlichen.

Wir haben dafür eine feine Auswahl getroffen, die die wichtigen Stationen in UHs Forschung zur Musik und Minderheiten nachzeichnet.

Auf der CD finden sich insgesamt 18 Titel aus 5 Minderheitengruppen in Österreich.

Wir möchten den Inhalt der CD kurz vorstellen und spielen vor jedem Block einen kurzen Ausschnitt ein, um Höreindrücke zu geben. Für genauere Informationen zu den Stücken, empfiehlt es sich die CD zu erwerben - im Booklet finden sich detaillierte wissenschaftliche Kommentare zu den einzelnen Liedtiteln

 

 

 

EINSPIELUNG TRACK 1

  1. Den Beginn von Ursula Hemeteks Beschäftigung mit Musik vonMinderheiten bilden ihre Feldforschungen bei der der kroatischen Minderheit im Burgenland. Burgenlandkroatische Musik macht auch den Beginn dieser CD. Die Aufnahmen sind entstanden:
    -in-actu bei einer Stinatzer Hochzeit, dem Thema von Ursula Hemeteks Dissertation – was Sie gerade gehört haben, war eine Aufnahme von singenden Stinatzer Hochzeitsgästen.
    -Weiters im explorativen Kontext mit Majk S-TOISCHIZ aus Stinatz,
    -sowie Sängerinnen und Sänger aus Mjenovo, Kroatisch Minihof.
    Die Auswahl der Aufnahmen hat Marko Kölbl getroffen, der auch den Begleittext zu diesen vier Titeln im Booklet geschrieben hat. Marko Kölbl, selber aus Stinatz stammend, hat mit Ursula Hemetek Feldforschungen durchgeführt und arbeitet seit 2014 am Institut zu Musik von Minderheiten. Von ihm stammt auch die Idee für dieses CD-Projekt, dafür bedanken wir uns herzlich.

EINSPIELUNG TRACK 2

  1. Die Titel 5,6 und 7 widmen sich der Musik der Roma. Diese Aufnahmen wurden aufgenommen von Ursula Hemetek:
  • in-actu bei einem Fest, daraus stammt auch der Ausschnitt, den Sie gerade gehört haben. Dragan Jevremović, Pera Petrović haben gespielt.
  • weiters Aufnahmen, die im explorativem Kontext bei einem Interview mit Ruza Nikolić Lakatos, Miso Nikolić entstanden sind
  • sowie bei einer Veranstaltung des Romano Centro mit Pera Petrović, Miso Nikolić und Rusza Nikolić Lakatos, die auch heute Abend für uns singen wird.

Ausgewählt wurden diese Aufnahmen von Christiane Fennesz Juhasz, die auch den wissenschaftlichen Kommentar für diese drei Aufnahmen verfasst hat. Christiane Fennesz-Juhasz arbeitet im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und hat mit Ursula Hemetek in mehreren Feldforschungen zur Musik der Roma zusammengearbeitet. Vielen Dank, Christiane für deine Mitarbeit.

EINSPIELUNG TRACK 3

  1. Die Titel 8,9,10 und 11 sind Aufnahmen jüdischer Musik, aufgenommen bei
  • einem Konzert im Interkulttheater vom Ensemble Theater Jüdisches Lied,
  • sowie von Lena Rothstein, im Schloss Traunsee von Leon Pollak – einen kurzen Ausschnitt haben wir gerade gespielt
  • und bei einem Workshop am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie mit Joshua Horowitz und Merlin Shepherd.

Die Auswahl hat Phillip Bohlmann getroffen, der auch einen essay-förmigen Kommentar zu den vier Aufnahmen geschrieben hat. Philip Bohlmann ist seit Jahrzehnten eng mit dem Institut verbunden und hat mit Ursula Hemetek in mehreren Projekten zusammengearbeitet.

EINSPIELUNG TRACK 4

  1. Die Titel 12,13 und 14 sind aus den langjährigen Feldforschungen über bosnische Musik in Wien entstanden. Aufgenommen wurden sie
  • bei einer Kulturpräsentation
  • weiters bei Interviews am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, damals noch in der Johannesgasse, mit Himzo und Hanifa Tulić, sowie mit Ševko Pekmezović, den wir soeben im kurzen Ausschnitt gehört haben und der auch heute Abend für uns singen wird.

Die Aufnahmen hat Sofia Bajrektarević ausgewählt, die auch den wissenschaftlichen Kommentar zu den drei Nummern verfasst hat. Sofia hat in mehreren Forschungsprojekten zu bosnischer Musik in Österreich mit Ursula Hemetek zusammengearbeitet und finalisiert gerade ihre Dissertation bei Ursula Hemetek. Vielen Dank, Sofia für deine Mitarbeit.

 

EINSPIELUNG TRACK 5

  1. Die letzten Titel, 15 – 18 sind Musik aus der Türkei. Zu hören sind Konzertaufnahmen von
  • Abdulah Dikec und Mansur Bildik, von denen wir soeben einen Ausschnitt gespielt haben, sowie von Hakan Gürses. Mansur Bildik und Hakan Gürses werden heute auch für uns spielen.
  • Der letzte Track ist eine Aufnahme eines kurdischen Frauentrommelensembles mit Zurnaspieler bei einem kurdischen Neujahrsfest.

Die Auswahl der Aufnahmen hat Hande Saglam getroffen, die auch den wissenschaftlichen Begleittext für diesen Block geschrieben hat. Hande Saglam ist eine ehemalige Dissertantin Ursula Hemeteks und hat mit ihr in mehreren Forschungsprojekten Feldforschungen zur Musik aus der Türkei in Österreich durchgeführt– sie betreut das Archiv des Instituts, in dem auch alle Feldforschungen Ursula Hemeteks archiviert sind.

 

 

 

Wir danken allen Gewährspersonen, deren Musik auf der CD zu hören ist und den Autorinnen und Autoren, deren Texte im Booklet zu lesen sind. Noch nicht erwähnt wurden Ulrich Morgenstern, der eine Einführung zum Thema Feldforschung geschrieben hat, sowie Gerda Lechleitner für ihr Geleitwort. Ihr gilt auch unser Dank bei der Entwicklung des Konzepts für diese CD. Wir danken auch dem Herausgeber der Reihe, Rudolf Pietsch, sowie insbesondere Martina Krammer für das Layout und die vielen Stunden wunderbarer Zusammenarbeit!
Die CD kostet 20€ und ist im Anschluss an die Veranstaltung im Foyer zu erwerben.

 

Viele der Musikerinnen und Musiker, die auf der CD zu hören sind, werden nun hier auf der Bühne auftreten.

Dazwischen sprechen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von Ursula Hemetek aus unterschiedlichen Kontexten über die gemeinsame Arbeit, gemeinsame politische Anliegen und berufliche und freundschaftliche Verbindungslinien.

Wir dürfen jetzt Mansur Bildik, langjähriger Weggefährte zentrale Gewährsperson des Instituts begrüßen.

Es spielt Mansur Bildik

Vielen Dank Mansur Bildik.

Wir freuen uns, jetzt Kolleginnen und Kollegen von Ursula Hemetek, die mit ihr schon seit ihren wissenschaftlichen Anfängen verbunden sind, auf die Bühne bitten zu dürfen.
Das sind, Gerda Lechleitner vom Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die mit Ursula Hemetek studiert hat, die beiden sind seitdem beruflich und auch freundschaftliche eng verbunden.
Danach dürfen wir Walter Deutsch, Institutsgründer, und Institutsleiter, als Ursula Hemetek ans IVE gekommen ist, sowie Rudolf Pietsch, auch Studienkollege und langjähriger Institutskollege begrüßen.
Und schließlich Maria Walcher, mit der Ursula Hemetek über Gerlinde Haid in vielen Projekten zusammengearbeitet hat.

Es sprechen Gerda Lechleitner, Walter Deutsch & Rudi Pietsch und Maria Walcher

Wir begrüßen jetzt Hakan Gürses, der auch auf der CD zu hören ist, ein Mitstreiter UHs im gesellschaftspolitisch aktivistischen Bereich, Philosoph und Musiker…

Es spielt Hakan Gürses
Im nächsten Block sprechen Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus dem Bereich des minderheitenpolitischen Aktivismus sowie aus der internationalen ethnomusikologischen Wissenschaftscommunity. Wir dürfen Cornelia Kogoj, Obfrau der Initiative Minderheiten begrüßen, sowie kurzfristig auch Michael Oertl, so wie Urusla Hemetek Gründungsmitglied der IM . Weiters wird Svanibor Pettan sprechen, Generalsekretär der ICTM mit dem Ursula Hemetek insbesondere in der ethnomusikologischen Minderheitenforschung und im Bereich der applied ethnomusicology seit den 1980er Jahren zusammenarbeitet. Via Videobotschaft erreichen uns auch die Worte von Adelaida Reyes, die leider nicht persönlich kommen konnte, eine wichtige Verbündete in der Forschung zu „Music and Minorities“.

Es sprechen Cornelia Kogoj & Michael Oertl, Videobotschaft von Adelaida Reyes und Svanibor Pettan.

Es singt jetzt Ševko Pekmezović bosnische Sevdalinke

Es singt Ševko Pekmezović

Ich darf nun Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Ursula Hemetek aus der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien auf die Bühne bitten. Ursula Hemeteks universitätspolitisches Engagement ist insbesondere in den letzten Jahren ein wesentlicher Aspekt ihrer Arbeit geworden.
Es sprechen nun Cornelia Szabó-Knotik, Studiendekanin für wissenschaftliche Studien. Johannes Meissl, Vorsitzender des Senats der mdw, sowie Gerda Müller, Vizerekotrin für Organisationsentwicklung, Gender und Diversity.

Es sprechen Cornelia Szabo-Knotik, Johannes Meissl, Gerda Müller

 

Und nun darf ich Ruza Nikolić-Lakatos auf die Bühne bitten, eine der zentralen Gewährspersonen von Ursula Hemetek.

Es singt Rusza Nikolic Lakatos

 

 

 

 

 

 

 

Beiträge von Wegbegleiter_innen Ursula Hemeteks

 

Saz und Gesang, Mansur Bildik

 

zu den wissenschaftlichen Anfängen

Gerda Lechleithner

Walter Deutsch und Rudi Pietsch

Maria Walcher

 

Gitarre und Gesang; Hakan Gürses

 

zu Minderheitenpolitik und Ethnomusikologie

Cornelia Kogoj

 Svanibor Pettan

Adelaida Reyes

 

Gesang, Ševko Pekmezović

 

aus der mdw

Cornelia Szabo-Knotik

Johannes Meissl

Gerda Müller

 

Gesang, Ruža Nikolić-Lakatos

 

Gratulation des Instituts

Ulrich Morgenstern und Team des IVE

 

Basbaritenori

 

Anschließend Buffet im Foyer
Musikalische Einstimmung, Kolo Slavuj

 

 

Maria Walcher, Österreichische UNESCO-Komisssion

 

Für Uschi zum 60er:

Povi mi rozica,

wer hat denn das gemacht,

da ne morem zaspat,

die ganze liabe nacht.

 

Ganz so schlimm war es nicht mit der schlaflosen Nacht – aber es waren viele Assoziationen, Bilder und Erinnerungen, die mich ereilt haben mit dem Auftrag, zu Deinem Geburtstag ein paar Worte zu sagen.

Wann wir uns das erste Mal gesehen haben, wissen wir nicht mehr genau, aber es könnte wohl ziemlich genau 30 Jahre her sein… Es war eine Zeit voll Begeisterung, Engagement, Neugier und Leidenschaft, wir waren beide am Ende unseres Studiums angelangt und haben jede eine fachliche Nische gefunden: Du als Musikwissenschaftlerin die Minderheiten, ich als Volkskundlerin die Wiener Musik. Unsere damals stiefmütterlich behandelten Themen haben jedenfalls Möglichkeiten genug geboten, unsere Energien nutzbringend umzusetzen. Wir sind ins Feld gegangen und haben Wissen, Erfahrungen  und mannigfaltige Erlebnisse gesammelt und wollten unsere Erkenntnisse unbedingt teilen und vermitteln.  Dir war von Beginn an die universitäre Ebene wichtig, mir vor allem die volkskulturelle Schiene im Volksliedwerk.   

 

Dieses zweisprachige kroatische Lied verbinde ich jedenfalls ganz stark mit unserer ersten gemeinsamen Veranstaltung: Ein Autobus voll Stinatzerinnen und Stinatzern – also kein Chor, kein professionelles Ensemble, es waren Deine Gewährsleute – haben im Schutzhaus Waidäcker im 16. Bezirk ihre Lieder für und mit uns gesungen. Die Ohrwürmer aus vielen Deiner Feldforschungen begleiten mich bis heute. Danke für den musikalischen und menschlichen Reichtum, an dem Du so viele teilhaben lässt!

 

 Dieser legendäre Abend fand im Rahmen einer Veranstaltung des Wiener Volksliedwerks zum Nationalfeiertag 1987 statt. „Lauter Österreicher“ hat er geheißen. Ein Titel, der mich heute schmunzeln lässt:  den hättest Du so ungegendert später wohl nicht mehr durchgehen lassen.

Uschi, Du hast uns alle kulturpolitisch erzogen –„ sensibilisiert“ wäre hier untertrieben! Du bist nach wie vor streng, geradezu unerbittlich, wenn unachtsam mit der Sprache umgegangen wird – das hat auch die Gesprächskultur im Fachbeirat für das Immaterielle Kulturerbe in der Österreichischen UNESCO-Kommission nachhaltig geprägt. In den 80-ern hat man sich noch nonchalant über political correctness hinwegsetzen können – aber sicher nicht in Deiner Gegenwart… Sowohl Deine Lehrerinnen und Lehrer wie auch Deine Kolleginnen und Kollegen, Studentinnen und Studenten wurden spätestens in Deiner Nähe aufmerksam auf ihre Wortwahl und dafür danke ich Dir heute herzlich! Du hast damit mir und vermutlich auch vielen anderen jede Menge Peinlichkeiten erspart!

 

Wir haben als Kolleginnen das Glück gehabt, uns nicht in den Niederungen eines Büro- und Institutsalltags in die Quere zu kommen. Unsere gemeinsame Aufgabe war immer wieder das Organisieren und Gestalten von sinnlichen Begegnungen zwischen Wissenschaft und Praxis. Und so begegnen wir uns seit 1987 wie zwei Planeten mit verschiedenen Umlaufbahnen in unregelmäßigen Abständen immer wieder. Jedes Treffen mit Dir ist effektiv:  eine Inspiration, ein Austausch von Themen und Ideen, die uns gerade beschäftigen und oftmals führen unsere Gespräche zu einem Projekt, einer Veranstaltung, einer wie auch immer gearteten Umsetzung. Deine Handschlagqualität, Dein Umsetzungswille, Dein Fleiß und Deine weit reichenden  Netzwerke haben vieles ermöglicht, wovon wir nur träumen konnten. Die ICTM-Weltkonferenz 2005 gehört für mich zu diesen Erlebnissen. Die Nachricht, dass Du nun das Sekretariat von ICTM leiten wirst, hat mich sehr berührt und erfüllt mich mit tiefer Freude. Es ist in Deiner persönlichen Karriere  ein Highlight und die Ernte nach sehr großem Einsatz über viele Jahre. Es ist aber auch für das Institut, die Universität und das ICTM eine große Chance und Ehre, Dich für diese Position gewonnen zu haben.

 

Du legst also pünktlich zum 60er, wo viele schon mit der Pension liebäugeln, wieder einmal einen Zahn zu und die Latte hoch! Für mich auf meiner Umlaufbahn bedeutet das, aufmerksam auf die nächste Begegnung mit Planet Uschi zu warten: Es bleibt spannend…

 

Als Freundin sehe ich allerdings unseren Plan eines gemütlichen Treffens  zwischen Mali Losinj und Opatija leider wieder in weite Ferne gerückt – aber seis drum: Auf zu neuen Ufern!

 

A kad gremo od tebe

Wünsch ich dir Glück und Gnad,

i te preporucam

zu unsern liabm Gott.

 

Von Herzen, Deine Maria

 

 

Gerda Lechleitner,

Österreichische Akademie der Wissenschaften,  Phonogrammarchiv

Mir ist die Ehre widerfahren, dass ich den Reigen der „Wortbeiträge“ eröffnen darf – als langjährige Freundin, Studien- und Fachkollegin.

Liebe Uschi, erinnerst Du Dich noch an das Déjà-vu nach einer unserer ersten gemeinsamen Vorlesungen, als ich in Dir eine bereits längst vertraute Person fand und wir über diesen Zufall unbändig lachten.

Burgenland-Kroaten? – von denen hatte ich damals, als wir uns an der Universität kennen lernten, noch nichts gewusst, aber Du fuhrst nach Stinatz, sehr oft zu Hochzeiten, lerntest Kroatisch und setztest dich intensiv mit der dortigen Liedtradition auseinander. Das war der Anfang Deiner Laufbahn –  seit damals hat sich viel ereignet – unsere Wege verliefen  parallel, gingen auch in unterschiedliche Richtungen und kreuzten sich glücklicher Weise wieder. 

Ich habe Dich bewundert, wie Du Studium und Familie, dann die Anfänge des Berufslebens mit den noch kleinen Kindern bewältigtest. Nicht genug damit – Du engagiertest Dich für Minderheiten in Österreich, fandest nicht nur wissenschaftliches Interesse darin sondern setztest Dich persönlich für die Belebung und Stärkung dieser Volksgruppen ein. Mit Deinen Aktivitäten entstand ein Bewusstsein sowohl auf politisch-sozialem Terrain als auch in der Forschung; es ist „Dein“ ethnomusikologisches Thema, das heute international und multidisziplinär erforscht und diskutiert wird.

Seit dem 1. Symposium der Study Group „Music and Minorities“, zu dem Du mich eingeladen hattest, verbindet uns über die persönliche Freundschaft hinaus auch eine im wissenschaftlichem Bereich. Wir tauschten uns vielfältig aus; ich schätzte Deine Energien und Aktivitäten und ließ mich gerne auf Diskurse zu neuen Ufern ein. Laufen und Tennis-spielen – nicht nur in der Freizeit sondern auch des Morgens vor Symposiums-Vorträgen – getreu dem Motto „mens sana in corpore sano“- wirkten befreiend für Körper und Geist.

Liebe Uschi, Freundschaft ist etwas Wunderbares,  sowohl  im engeren Kreis als auch im Beruf. Durch Dich fand ich Eingang in ein Netzwerk von Forscherkolleginnen und -kollegen – eine enorme Bereicherung, die immer mit Deiner Persönlichkeit verknüpft war und ist.

Dies hier ist nur ein kurzes Innehalten – ich wünsche Dir für deine zukünftigen  Aktivitäten und neuen Verantwortungen sowohl an deiner Universität, im von dir geleiteten Institut und in den internationalen wissenschaftlichen Gremien sowie mit Deiner wachsenden Familie alles erdenklich Gute und viel Erfolg und freue mich über alle noch kommenden gemeinsamen Taten!

 

I na kraju

Želim ti sve najbolje